Von Rätseln und Plänen
Ich war den ganzen Tag gespannt auf den Impuls, den Anna uns geben würde und hier steht er jetzt wie ein Rätsel vor mir:
Seit ich … kann, mache ich ständig …
Seit ich denken kann, mache ich ständig … was? Denken?
Und wie ist das überhaupt gemeint mit dem können? Klingt nach Fähigkeit, aber die habe ich doch nicht einfach von einem Tag auf den anderen und mache dann irgendwas ständig. Die baut sich langsam auf, und wie soll ich dann diesen seit Zeitpunkt bestimmen?
Es gibt ganz sicher eine Geschichte hinter diesem Impuls, die hat Anna leider nicht verraten. Würde ich nur die Geschichte kennen! Dann würde ich klarer sehen und mir würde sicher etwas einfallen.
Vielleicht muss man es von einer anderen Seite her denken? Können im Sinne von: Die Freiheit haben, etwas zu tun. Das fühlt sich gut an.
Seit ich es mir erlauben kann, mache ich ständig lange Mittagspause.
Das klingt als wäre es etwas schlechtes. Ich nehme mir mittags lange Zeit, denn im Homeoffice gibt es keine Kantine und selber kochen dauert eben. Und statt im Mittagstief vorm Rechner zu hängen und doch nichts zustande zu bringen, gönne ich meinem Kopf eine längere Pause und wähle danach einen langsamen Einstieg.
Seit ich selbst entscheiden kann, mache ich ständig Urlaub am Meer.
Ich fahre gar nicht ständig ans Meer, aber ich fahre gerne hin. Und ich habe das Glück, nicht weit vom Meer entfernt zu leben. So nah, dass ich eigentlich öfter hinfahren könnte.
Vielleicht versuche ich es doch mit können als Fähigkeit.
Seit ich handwerken kann, mache ich ständig Pläne, meine Möbel umzugestalten.
Handwerken! Ich habe ein Regal gebaut, das macht mich wohl kaum zur Handwerkerin. Zur Heimwerkerin vielleicht. Und ich mache sowieso ständig Pläne, nicht erst seit ich ein Regal gebaut habe und nicht nur über Möbelprojekte. Ich mache Pläne über alle möglichen Dinge, die man herstellen kann und oft bevor ich kann, was man dafür können sollte. Letztes Jahr hatte ich den Gedanken, “dass es dafür doch eine App geben müsste”. Gefolgt von “Wie schwer kann das schon sein?”. Also habe ich mir ein Video Tutorial gesucht und mit dessen Hilfe eine Eieruhr-App gebaut. Die hat funktioniert, aber ich hatte keine Ahnung, was all die Zeilen Code eigentlich bedeuten. Also habe ich nach Kursen gesucht und bin bei Mozillas Web Developer Lernpfad gelandet. Relativ schnell ging es durch den HTML Teil, dann mit Schwung zu CSS und dann … erzählte mir jemand von 100DaysOfNoCode: Programmieren ohne Code in 100 Tagen. Also CSS geparkt und auf das nächste Pferd aufgesprungen.
“Starts significantly more than finishes”, stand in der Auswertung eines Persönlichkeitstest, den ich mal als Teil eines Teambuildings gemacht habe. Das ist jetzt bestimmt 15 Jahre her. Stimmte damals, stimmt heute. Es ist nicht so, dass ich nichts zu Ende bringe. Das Beenden macht nur weitaus weniger Spaß als das Beginnen. Während der Anfang oft von alleine geht, braucht es für die Enden Prioritätenlisten und Zeitblocker. An deren Planung ich wiederum auch Spaß habe.
Vor ein paar Wochen bin ich wieder in den CSS Kurs eingestiegen. Auch wenn es dauert, ich werde ihn abschließen. Und dann ist Java dran und danach baue ich diese App.
Pläne schmieden, das mache ich ständig. Seit ich denken kann.